Man mag es kaum glauben, aber nach über zwei wunderbaren Wochen in Afrika ist es schon wieder passiert. Ich habe meine Flüge verpasst. Mal wieder fühlte sich keine Airline der vielbeworbenen Star Alliance verantwortlich und jetzt sitze ich seit 7 Uhr morgens in Frankfurt am Flughafen und warte auf meinen Anschlussflug nach Tokio, der (hoffentlich) um 12.10 Uhr abheben wird.
Das Ende einer tollen Reise
Die letzte Nacht hatte ich in Port Elizabeth verbracht. Bei horrendem Wetter kam ich in der Stadt an und fuhr direkt zu meinem gebuchten Guesthouse. Dort wurde ich von der freundlichen Hausherrin informiert, dass leider das Badezimmer kaputt sei und man mich daher kurzerhand bei den Nachbarn einquartiert habe. Die Nachbarn waren eine nette (Groß-)Familie, die zwei separate Zimmer in ihrem Haus vermieten. Das Zimmer war hübsch, diente aber größtenteils nur dazu, dass ich anfangen konnte, mein Gepäck wieder in Form zu bringen.
Wie bei mir üblich, hatten sich durch die vielen Zwischenstopps und das Aus- bzw. Einpacken recht viele Teile selbständig gemacht, sodass ich eine ganze Weile brauchte, bis mein Hab und Gut wieder transportabel verstaut war. Und ja, ich gebe zu, ich musste noch in eine Shopping Mall in der Nähe fahren und eine etwas größere Handgepäckstasche anschaffen. Nur um sicher zu gehen…
Jedenfalls war ich abends eigentlich schon fast abreisebreit und hatte den nächsten Morgen verplant, um einige Formalitäten (letzte Flüge, Visa) zu organisieren und den Mietwagen rechtzeitig wieder abzugeben. Das klappte auch alles wunderbar und um ca. 10.45 Uhr schritt ich vom Parkplatz Richtung Check-In Schalter um für meinen Zubringerflug von Port Elizabeth nach Johannesburg einzuchecken. Der Flug sollte eigentlich um 14.30 Uhr in Johannesburg landen, mein Anschluss nach Hong Kong ging um 16.50 Uhr. Also massig Zeit. Dachte ich….
Wo alles schief ging
Aber mal wieder kam alles anders. Zunächst wurde mir von der leicht überforderten Mitarbeiterin mitgeteilt, dass mein Flug nach Hong Kong nicht mehr existiere. Aufgrund meines hier geschilderten Hinflugdebakels, hatte sich die Lufthansa ganz proaktiv entschieden, meine anschließenden Flüge auch zu canceln. Was sollte ich auch damit, wenn ich schon einen Tag Verspätung hatte. Man nahm nur davon Abstand, mir diese Entscheidung mitzuteilen.
Nach einigen genervten Telefonaten konnte die Situation geklärt werden und ich bekam endlich meine Bordkarten für alle Flüge des Tages in die Hand gedrückt. Nach der Sicherheitskontrolle kam dann schnell das böse Erwachen. Der Flug war verspätet. Sehr verspätet. Als auf der Anzeige eine Abflugzeit von 15 Uhr angezeigt wurde, war klar, auch diese Anschlussflüge werden ohne mich abheben.
Die Situation erkennend, wurde ich direkt wieder zum South African Airways Schalter geschickt, an dem mir eine dauerkichernde und dadurch sehr irritierende Frau erzählte, dass es in den nächsten Tagen eigentlich keine Verbindung nach Tokio gäbe. Während mir heiße Frusttränen in die Augen stiegen, erkundigte sie sich noch nach dem Ausstellungsland meines Passes und – mit der Antwort zufrieden – buchte mich auf einen Flug von Johannesburg nach Frankfurt (!) und von dort nach Tokio. Reisezeit 27 Stunden. Schuldbewusstsein der Airline? Fehlanzeige.
Der lange Weg nach Japan
Also machte ich mich auf den beschwerlichen Weg durch die Servicewüste der Star Alliance Fluggesellschaften. Als ich endlich in Johannesburg ankam, konnte ich meinen originären Flieger gerade noch abheben sehen. Weitere Informationen zu den Transfers gab es keine. Verpflegung oder gar Lounge Zugang ebenfalls nicht.
Ebenfalls stark verspätet hob dann irgendwann der Flieger nach Frankfurt ab. Nachdem ich dem Mitarbeiter in Port Elizabeth bei der Umbuchung gerade noch einen Fensterplatz abschnacken konnte, sieht Komfort aber anders aus. Aber immerhin: Der Herr wollte mich eigentlich in der Mitte platzieren.
Trotz des Transportmittels vergingen die nächsten 10 Stunden nicht im Fluge. Es war heiß, die winzigen Bildschirme unscharf und aufgrund meiner Unfähigkeit im Flugzeug zu schlafen hing ich einfach wie ein deprimierter Schluck Wasser in dem unbequemen Sitz und rutschte manchmal hin und her um wenigstens etwas Bewegung zu bekommen.
Die große Allianz
Sobald ich in Frankfurt gelandet war, machte ich mich auf die Suche nach meinem Transfergate. Gar nicht so einfach, wenn der Anschlussflug noch gar nicht angezeigt wird. Irgendwann wusste ich aber wohin und trabte durch die schlecht aufgestellte Sicherheitskontrolle. Von da aus hatte ich eigentlich vor, im Service Center noch einmal checken zu lassen, ob es nicht doch einen früheren Flug oder ggf. ein Upgrade geben könnte. Treudoof folgte ich den Schildern mit dem altbekannten Lufthansa und Star Alliance Logo. Schalter nicht besetzt. Der nächste sei im oberen Stock.
Also trabte ich weiter, nur um informiert zu werden, dass ich – sollte ich den Service Center aufsuchen wollen – erneut durch die Sicherheitskontrolle müsse. Das musste ich dann wohl in Kauf nehmen. Viel gebracht hat es nicht. Bereits vor dem eigentlichen Service Schalter wurde ich abgefangen und mir wurde mitgeteilt, dass die Mitarbeiter hier nur für Lufthansa zuständig seien. All Nippon Airways – nicht ihr Problem. Der Hinweis auf die omnipräsente Star Alliance lief ins Leere. Und jetzt sitze ich hier am Gate. Übermüdet, frustriert und ehrlich gesagt ziemlich runtergerockt aussehend.
Mein Fazit: Die Star Alliance ist vieles, aber keine Hilfe. Jede Airline fühlt sich noch nicht einmal für die eigenen Fehler verantwortlich, geschweige denn die ihrer “Allianzmitglieder”. Ebenfalls faszinierend ist die stetige Aussage, dass man mit den Buchungen der anderen Airlines nichts zu tun habe. Wenn aber umgebucht werden muss, geht es plötzlich doch. Ich jedenfalls bin sehr negativ überrascht und würde ehrlicherweise nie wieder ein (wirklich teures) Ticket bei der Star Alliance kaufen. Zum Glück gibt es ja Alternativen. Diese habe ich zwar noch nicht ausprobiert, aber schlimmer als das heutige Service Level kann es eigentlich nicht mehr werden.
Die größte Farce an der Geschichte: Auf dem Flug hierher musste ich mir geschätzt 5 Mal einen Werbespot über die Star Alliance und ihre Airlines ansehen. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen soll und entschied mich für beides. Wünscht mir Glück, dass überhaupt noch ein Flugzeug Richtung Tokio startet. Sonst lande ich vielleicht ganz woanders. Vielleicht ja wieder in Johannesburg…